„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Im Juni machte sich eine Gruppe aus Hungen – neun Schüler:innen, zwei Lehrkräfte, Vertreterinnen des Schulpartnerschaftsvereins sowie eine ehemalige Schülerin und weitere Lehrkräfte aus Baunatal und Lübeck– auf den Weg nach Mosambik. Ziel war der Besuch der Partnerschulen in der Region um Chimoio. Schon der Beginn war aufregend: Für viele war es der erste Flug, dazu kamen Unsicherheiten über Land, Leute und Kultur. Doch bevor die Reise starten konnte, drohte sie zu scheitern – alle waren am Flughafen bereit zum Starten und der Flug wurde aufgrund politischer Umstände gestrichen. Dank großer Flexibilität der Eltern, des Organisationstalents von Frau Mauerhoff und der Entschlossenheit der Schüler:innen fand sich eine Lösung. In zwei Gruppen reiste man schließlich über unterschiedliche Routen nach Maputo.
Die ersten Eindrücke in der Hauptstadt waren überwältigend: schlechte Straßen, brennender Müll, chaotischer Verkehr – und zugleich Frauen in bunten Röcken mit Obst- und Gemüsekörben auf dem Kopf, spielende Kinder und ein pulsierendes Leben am Straßenrand. Ein Durcheinander mit seinem eigenen Rhythmus.
Den Besuch an der Deutschen Botschaft in Maputo konnte leider nur ein Teil der Reisegruppe realisieren, die zweite Gruppe war noch in der Luft (wegen der Flugumbuchung).
Nach einem Besuch in der deutschen Botschaft ging es einen Tag später weiter nach Chimoio, wo die Gruppe herzlich von Schulleiter:innen und Organisatoren empfangen wurde. Der Besuch der Uli-Seibert-Schule in Bengo, das Herzstück der Partnerschaft und die erste gemeinsam ermöglichte Schule, wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis. Tänze, Lieder und strahlende Kinderaugen gaben der Partnerschaft ein Gesicht voller Wärme und Herzlichkeit. „Unglaublich“ und „überwältigend“ waren häufige Beschreibungen für diesen unbeschreiblichen Empfang. Auch die Gruppe aus Hungen bedankte sich mit einem einstudierten Lied.
Die folgenden Tage waren geprägt von Begegnungen: Workshops, gemeinsames Essen und Tanzen am Chicamba-See, ein gemeinsames Fußballspiel, kulturelle Feste und herzliche Empfänge an weiteren Schulen.
In Mazicuera wurde das aktuelle Projekt bestaunt, die neuen fertiggestellten Schulgebäude.
In Chibuto 2 wurden die Reisenden mit den klangvollsten Gesängen sowie dem leckersten Maracuja-Kuchen empfangen, wohingegen in Charonga sie ein Huhn als Opfergabe erhielten und mit den kleinen Grundschülern Fußball in malerischer Bilderbuchatmosphäre beim Sonnenuntergang spielten. Dabei entstanden Momente, in denen Sprachbarrieren keine Rolle spielten, weil Sport, Tanzen oder gemeinsames Singen für sich sprachen. Beeindruckend war die große Offenheit und Herzlichkeit, mit der die Mosambikaner an den Schulen den Empfang gestalteten.
Neben den Schulen lernte die Hungener Gruppe wichtige Partnerorganisationen kennen LeMuSiCa ist eine Organisation, die sich für Geschlechtergleichstellung, für Frauen- und Mädchenrechte und gegen häusliche Gewalt einsetzt. Sie leistet wichtige Aufklärungsarbeit in Schulen und etabliert Girls Clubs an den Schulen, um Ansprechpartner*innen für betroffenen Schüler*innen zu haben. In Chimoio betreibt LeMuSiCa ein Frauenhaus, in dem Frauen und Kinder vorübergehend Schutz und Unterstützung finden, wenn sie von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Die Organisation Chinga Musikana eröffnet Jugendlichen u. a. mit Nähwerkstätten in Schulen Zukunftsperspektiven.
Die Reisegruppe besuchte auch Regierungsstellen, wie etwa die Abteilung für Erziehung der Provinzregierung, was unserem Kultusministerium entspricht. Auch von der Distriktregierung von Gondola wurde die Gruppe herzlich empfangen.
Die Regierungsbesuche waren häufig geprägt von Dankbarkeit und Bitten. Dennoch wurde auch immer wieder die Verantwortung der Regierung zur Erhaltung der Schulen betont und in manchen Fällen auch der Finger in die Wunde gelegt, wenn seit Jahren in Nhamacoa Rica kein neues Dach von der Regierung gebaut wurde und die Schüler:innen die von deutschem Geld gebauten Schulen nicht nutzen können.
Besonders eindrucksvoll war auch der Besuch im botanischen Garten von Joaquim Leitao, bei dem frische Maracujas, Bananen und Orangen direkt vom Baum verköstigt werden konnten sowie der Besuch der „Wasserfälle der Freundschaft“, bei dem frei lebende Affen in wundervoller Natur zu bestaunen waren.
In Chimoio lud der große Organisator vor Ort - Filipe - die Hungener zum Abschluss zu einem geselligen Abend mit allen Schulleiter:innen ein – ein würdiger Ausklang voller Dankbarkeit und Freundschaft.
Danach führte die Reise durch den Nationalpark bei Maputo noch für einige Tage nach Ponta d’Oro an den Indischen Ozean. Dort war Zeit zum Durchatmen, Reflektieren und Verarbeiten der vielen Eindrücke, bevor es wieder auf zwei unterschiedlichen Routen nach Hause ging.
Die zweite Gruppe, die über Äthiopien zurückflog, hatte noch einen Tag mehr Zeit in Maputo und konnte dort den historischen Slum und das Museum Mafalala besuchen. Ein beeindruckendes Erlebnis.